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27.06.2004 - Neustadt wählt grünen Bürgermeister

Neustadt Ein grüner Bürgermeister zieht am 1. Juli ins Rathaus der traditionellen CDU-Hochburg Neustadt ein: Der 41-jährige Diplom-Verwaltungswirt Uwe Sternbeck hat am Sonntag die Stichwahl mit 29 Stimmen Vorsprung gewonnen.

Bis um 18.45 Uhr konnte Astrid Waldt, die gemeinsame Kandidatin von CDU, SPD und FDP, noch auf einen Sieg hoffen. Dann stand das Ergebnis fest: Die Grünen sprangen vor Begeisterung in die Luft und applaudierten ihrem Kandidaten. "Ich hätte mir ein klareres Ergebnis gewünscht", stellte Sternbeck mit trockenem Humor fest.

Fest an seinen Sieg geglaubt hatte der Neustädter aber selbst nicht: "Ich fand es schon toll, dass ich in die Stichwahl gekommen bin." Für seinen Erfolg sieht er verschiedene Gründe: Das Modell der drei Parteien, eine gemeinsame Kandidatin vorzuschlagen, sei nicht gut angekommen. Zudem sei die Mehrheit der Neustädter mit der Ratspolitik von CDU, SPD und FDP unzufrieden. "Im Gespräch mit den Wählern habe ich gemerkt, dass von der Persönlichkeit her leichte Vorteile bei mir liegen."

Der bisherige Sprecher der Ratsfraktion der Grünen, die in Neustadt nur zwei Mitglieder hat, will sich zunächst mit den Fachbereichsleitern zusammensetzen. Sternbeck hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit den Fraktionsvorsitzenden. CDU-Fraktionschef Werner Rump habe ihm schon Unterstützung signalisiert. "Ich bin gespannt, was der gewählte Bürgermeister jetzt bringt", meinte SPD-Fraktionschef Bodo Messerschmidt. Er zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Wähler die guten Absichten der Ratsmehrheit nicht verstanden hätten. "Wir haben die Parteipolitik extra zurückgestellt und an einem Strang gezogen", sagte Messerschmidt. Er sei aber überzeugt, dass der eingeschlagene Weg richtig sei und sich ein vernünftiger Umgang miteinander durchsetze.

Der Neustädter CDU-Parteivorsitzende Wilhelm Heidemann hält das Modell dagegen für gescheitert. "Hinterher ist man immer schlauer", sagte er. "Unser Bemühen, die Politik zu stabilisieren, ist nicht akzeptiert worden." Man müsse darüber nachdenken und Lehren daraus ziehen. Auch die unterlegene Astrid Waldt bedauerte, dass die Ratsmehrheit den Wählern nicht klar machen konnte, welche Chance in einer gemeinsamen Kandidatin liegen.

Begeistert zeigten sich dagegen die Grünen, in Niedersachsen nach Bad Harzburg den zweiten Bürgermeister zu stellen. "Das war spannender als ein Elfmeterschießen beim Fußball", meinte die Kreisvorsitzende Angelika Schwarzer-Riemer.

 

Quelle: HAZ.de vom 27.06.04